[LinuxOB] nochmal SuSE 9.2 und ein paar Fragen

Daniel Dombrowski daniel.dombrowski at linuxob.de
So Jan 2 19:06:42 CET 2005


On 2005.01.02 16:44, Josef Zimmermann wrote:
> Hallo allerseits
> 
> ohne jetzt hier einen Disput "Welches Linux ist das Beste"  
> anzuzetteln habe ich hier noch ein paar (zum teil dumme) Kommentare.

Sofern dieser Disput auf sachlichen Fakten oder zumindest Erfahrungen  
beruht, habe ich nichts gegen einen solchen einzuwänden. Nur Vorurteile  
und halbwahrheiten möchten bitte draußen bleiben.

> Am Sonntag, 2. Januar 2005 15:07 schrieb Daniel Dombrowski:
> > > Meine Versuche mit Testing waren nicht besonders erfolgreich und
> > > mit Gentoo komme ich einfach nicht klar (zu umständlich,
> >
> > Also ich fands bisher eigentlich ziemlich einfach, im Vergleich zu
> > einigen anderen Distributionen.
> 
> Dann bist Du entweder ein Genie oder ich bin einfach zu blöd. Ich  
> fand Debian bisher noch am klarsten. Man sieht was passiert und kann  
> den Ablauf der Installation auch ziemlich gut logisch nachvollziehen.  
> Das alles ist mit bei Gentoo aber ziemlich undurchsichtig.

Da ich nie mit Debian gearbeitet habe, kann ich das nicht vergleichen.  
Nur in meinen Linux-Anfängen mal mit SuSE, danach mit LFS und jetzt  
halt mit Gentoo.

Ich glaube aber, viel detaillierter als die Ausgabe von emerge kann man  
kaum sein. Es wird ja für jedes Paket angezeigt, was gerade kompiliert,  
instaliert oder heruntergeladen wird. Damit habe ich eignetlich schon  
mehr Infos als ich eigentlich will. Und ein vorheriges emerge -pv ...  
zeigt mir schon im voraus an, welche Pakete installiert werden sollen.

> > > keine brauchbare Doku,
> >
> > Bisher habe ich eigentlich immer zu allem was auf
> > http://www.gentoo.org gefunden. Gerade die
> > Installationsdokumentation ist sehr ausführlich (mir ist sie sogar
> > ZU ausführlich - aber dafür gibt es ja eine Kurzdoku zur
> > Installation, die schön kurz und knapp ist).
> 
> Genau mit dieser Dolu ist es mir nicht gelungen ein System zum laufen
> zu bringen.

Die Anzahl der Gentoo-Installationen dürfte bei mir mittlerweile  
zweistellig sein, aber nicht, weil Gentoo so schlecht ist und es immer  
wieder der gleiche Rechner war, sondern maßgeblich waren es  
verschiedene Rechner.

> Zweitens hätte ich gerne so etwas "antikes" wie ein Buch,

Dann druck dir das Handbuch aus. Und wenn du nicht so auf lose Blätter  
stehst: Viele Büro- und Schreibwarenläden bieten es an, daraus (auch  
für kleines Geld) etwas Buch, Ringbuch oder Heftmäßiges zu machen.

> das zunächst einmal den Aufbau von Gentoo beschreibt und dann über

Dazu gibt es m.W. ein Kapitel im Gentoo-Handbook zu. Ist aber für die  
Erstinstallation nicht zwingend erforderlich, diese ganzen Details zu  
kennen.

> die Hürden der Installation hinweg helfen sollte.

Dazu gibt es die sehr ausführliche Installationsanleitung.

> Das kann man auch mal im Bett, im Zug oder auf dem Klo lesen.  
> Ausserdem sind diese online Hilfen ziemlich nutzlos, wenn Du keinen  
> zweiten lauffähigen Rechner zu Verfügung hast.

Für die Gentoo-Installation hast du eigentlich zwei Möglichkeiten:
1. Du lädst dir alle Sourcen während der Installation herunter (bzw.  
lässt es emerge machen). Dann hast du sowieso eine Online-Verbindung  
und kannst auch auf die Online-Ressourcen zugreifen. Vielleicht nicht  
mit vielen bunten Bildchen unter X, aber die Gentoo-Dokus funktionieren  
auch mit Lynx oder Links auf der Konsole.
2. Du hast eine kompette CD mit allen Sourcen. Auch diese wird in der  
Regel die Möglichkeit bieten, eine Online-Verbindung einzurichten. Aber  
ich gehe mal davon aus, dass auch das Gentoo-Handbook dabei sein wird.  
Alternativ kann man sich die Doku aber auch vorher herunter laden und  
schonmal auf dem Rechner speichern.

> > > kein klares Paketmanagement,
> >
> > Gerade das Packetmanagement finde ich unter Gentoo eigentlich
> > ziemlich klar und einfach. Ich habe zwar noch nicht mit Debian
> > gearbeitet, aber afaik soll das ziemlich ähnlich dem von Debian
> > sein.
> >
> > Was fandest du denn am Paketmangement unklar?
> >
> > > vieles bleibt unklar).
> >
> > Was genau blieb unklar?
> 
> 1.) Warum gibt es Problem mit der Reihenfolge der zu installierenden
> Pakete?

Normalerweise gibt es da keine Probleme. Die Pakete werden automatisch  
in die richtige Reihenfolge gebracht. In einigen Fällen gibt es zwar  
Packete, die andere Blocken; diese wirst du aber auch nirgendwo anders  
parallel sinnvoll ans laufen bringen. (Man braucht halt nicht zwei  
verschiedene X-Server.) Zumindest bei der Erstinstallation ist da  
bisher aber nie irgendwas an Problemem aufgetreten.

> 2.) Was passiert überhaupt bei der ersten Installation? Welche
> Eingaben muss ich machen, und vor allem was bewirkten diese?

Steht sehr ausführlich im Gentoo-Handbook.

> 3.) Warum gibt es verschiedene Archive? Nur wenn ich die richtigen
> Pakete aus den verschiedenen Archiven hole kriege ich ein lauffähiges  
> System.

Jedes System (auch Debian und SuSE) ist Modular aufgebaut. Man wählt  
die Pakete aus, die man braucht. Einige Packete des Grundsystems  
braucht man immer. Diese werden bei Gentoo installiert, wenn man  
"emerge system" macht. Damit hat man aber erst ein sehr rudimentäres  
System; alles weitere muss man dann natürlich noch installieren.

> Scheinbar ist das Portage-System nicht in der Lage Abhängigkeiten zu  
> erkennen geschweige denn diese vernünftig aufzulösen.

Wenn ich nun nach dem "emerge system" gleich sage "emerge gnome", wird  
portage eine sehr lange Liste an Abhängigkeiten feststellen (u.a. X,  
gtk, ...) und all diese vorher installieren. Und das funktioniert auch  
sehr gut.

> > [...]
> >
> > > Um schnell ein brauchbares System aufzusetzten erscheint mir SuSE
> > > noch immer die beste Wahl zu sein. Yast scheint allerdings noch
> > > immer eigene Änderungen in den Konfig-Files gnadenlos zu
> > > überbügeln.
> >
> > Jepp; das war eins meiner größten Probleme unter SuSE. Unter Gentoo
> > mit etc-update ist mir das bisher kein einziges mal passiert, dass
> > ich mir da irgendwelche Konfigs zerschossen habe.
> 
> Dann versuchs mal mit einer Grafikarte in der Du die Option UseFBDev
> in XF86Config-4 auskommentieren musst, damit das System läuft. Beim
> nachsten X Update wird sehr wahrscheinlich kein X-Windows laufen ohne  
> das Du vorher die XF86Config-4 abgepasst hast. Zur Ehrenrettung sei  
> gesagt, weder SuSE noch Debian schafft das. Lediglich Knoppix war  
> bisher in der Lage eine lauffähiges X-System von CD zu booten, ohne  
> das ich in der Konfig rumfummeln musste.

Wenn ich unter Gentoo mein X update, werden die Konfig-Files (erstmal)  
gar nicht verändert. Sofern man keine Major-Version-Updates macht (also  
z.B. von xfree-3 auf xfree-4) sind die auch kompatibel und selbst bei  
Major-Version-Updates ist oft noch Kompatibilität vorhanden.

Allerdings wird emerge feststellen, dass da eine neue bzw. geänderte  
Konfig angekommen ist und mich auffordern, diese zu updaten. Mittels  
etc-update kann ich mir dann Änderungen der neuen Konfiguration im  
Vergleich zur alten anzeigen lassen und entscheiden, ob ich diese  
übernehmen oder verwerfen will. Führe ich etc-update nicht aus, bleibt  
meine alte Konfig bestehen und damit läuft es idR. dann auch.

> > > Debian stable glänzt mit den apt-Tools und ist sehr stabil.
> > > Leider auch ziemlich veraltet. Updates von X führen jedoch in
> > > meinem Fall wieder zur Handarbeit in den Konfigs.
> > >
> > > Gentoo ist sehr aktuell.
> >
> > Jepp. M.E. einer der größten Pluspunkte.
> >
> > > Die Installation ist allerdings ziemlich undurchsichtig
> >
> > Wenn man sich vorher mit LFS beschäftigt hat, dann ist wohl
> > ziemlich offensichtlich, was da passiert.
> 
> Aber auch nur wenn Dir zusätzlich klar ist, was Gentoo da gerade
> abzieht.

Es zieht genau das ab, was ich ihm gesagt habe.

> > cd /usr/portage && scripts/bootstrap.sh && emerge system && emerge
> > X gnome openoffice ...
> >
> > und danach 3 Tage in Urlaub fahren und wenn man wiederkommt sich
> > über ein fertiges System freuen. :)
> 
> Träum weiter.

Wenn dir 3 Tage zu lange sind, brauchst du entweder einen schnelleren  
Rechner, distcc oder solltest mit stage2 oder stage3 anfangen. Ich habe  
mir bisher aber immer die Zeit genommen, von stage1 an anzufangen. Und  
nach ca. einem Tag hat man auch schon vieles drauf, dass man die  
nötigsten Sachen auch mit dem System schon erledigen kann.

> > Auch wenn es ganz so einfach vllt. nicht ist, aber wenn man die
> > Zeit, die man bei einer SuSE-Installation wirklich am Rechner
> > sitzen muss mit der vergleicht, die man bei Gentoo braucht (um
> > jeweils ein fertig eingerichtetes System mit allem, was man so
> > braucht, zu haben), dürfte da kaum noch ein nennswerter Unterschied
> > bestehen.
> 
> Ich sehe schon Du hast
> a.) sehr viel Zeit

24 Stunden am Tag, wie jeder andere Mensch auch.

> b.) mindesten einen zweiten Rechner

Ja, ich habe einen Laptop- und einen Desktop-Rechner, aber für einen  
Gentoo-Installation brauche ich keinen zweiten Rechner.

> c.) und Du betreibst die Gentoo-Installation zum Spass.

Nein. Aber genau deshalb verwende ich Gentoo, weil ich meine Zeit nicht  
damit verschwenden will, mein System am laufen zu halten. Habe ich ein  
aktuell lauffähiges System und möchte damit auf Gentoo wechseln und  
betrachte dabei sowohl die Zeit, die ich am Rechner sitze und aktiv mit  
der Installation beschäftigt bin, also auch die Zeit, die der Rechner  
dann nicht für seine eigentlich zwecke genutzt werden kann, dann komme  
ich ungefähr auf 2 bis 3 Stunden, die ich damit beschäftigt bin (nicht  
am Stück, aber insgesamt). Dies ist dann auch ungefähr die Zeit, die  
der Rechner nicht zur Verfügung steht, sofern ich direkt daran arbeite  
zum installieren. Kann ich die Installation Remote durchführen, ist die  
Ausfallzeit des Rechners kleiner als 30 Minuten.

[...]

Gruss

Daniel



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